Das hat sich spontan ergeben. Ich habe Aufträge von einer Agentur bekommen, bei der ein Freund gearbeitet hat. Der Freund hatte mich vorgeschlagen und es hat mir sofort Spaß gemacht. Parallel dazu liefen die ersten Schritte im Journalismus nicht so gut. Ich hatte während des Studiums für Zeitschriften geschrieben, aber es fühlte sich für mich nicht stimmig an. Ich merkte, dass ich mich beim Journalismus sehr anstrengen musste – mit dem Übersetzen war das völlig anders. Wenn Dinge zu einem passen, dann gehen sie einem leicht von der Hand. Trotzdem war es auch für mich eine Herausforderung. Am Anfang bekam ich Texte mit niedrigem Schwierigkeitsgrad, um mich in die Techniken des Übersetzens einzufinden und nach und nach wurde der Schwierigkeitsgrad erhöht.
Es gibt auch viele Überschneidungen zwischen Journalismus und Übersetzen: Man muss sehr neugierig sein, gerne neue Informationen aufnehmen, recherchieren und natürlich schreiben.
Journalismus kann sehr schnell oberflächlich sein. Es sei denn man ist ein Experte, hat eine lange Berufserfahrung und kann sich mit einem Thema über Wochen beschäftigen. Aber gerade wenn man anfängt, muss man jeden Tag etwas liefern und man hat einfach keine Zeit, um ein Thema wirklich zu vertiefen. Und das passt einfach nicht zu dem Anspruch, den ich an mich und meine Arbeit habe. Es passierte zu oft, dass ich mir dachte, das ist Quatsch, was ich hier mache. Ich habe mir hier und da ein paar Infos geholt und einige Interviews gemacht und dann bastelt man etwas zusammen und das war's. Und das kam mir einfach nicht sehr seriös vor.
Mit Übersetzungen ist das ganz anders: Die Aufgabe ist sehr klar eingrenzt und ich kann ein perfektes Ergebnis liefern, mit ich selbst zufrieden sein und mich gut fühlen kann. Ich habe hier das Gefühl, dass ich mehr Kontrolle über meine Arbeit habe. Man kann sich in Ruhe damit beschäftigen und wenn ich die Übersetzung abgebe, kann ich ein das Gefühl haben, dass das, was ich gemacht habe, gut ist. Das hatte ich im Journalismus nicht und damit war es für mich nicht zufriedenstellend.
Ein anderer Aspekt ist, dass ich in Ruhe zuhause arbeiten kann. Ich lebe gerne zurückgezogen wie ein Mönch und kann das ganze Wochenende mit einem Buch auf dem Sofa verbringen. Ich konzentriere mich gerne auf eine Sache und bin sehr schlecht mit Multitasking und Netzwerken. Wenn zu viel Chaos entsteht, werde ich nervös. Und im Journalismus muss man viele Leute anrufen, ständig irgendwelche Termine machen, das ist mir einfach zu chaotisch in der Arbeitsweise. Ich brauche definitiv Ruhe und eine klar umrissene Aufgabe und dann kann ich sehr lange, sehr konzentriert arbeiten.