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Übersetzungsbüro FRONT RUNNER Berlin – Englisch Übersetzer

INTERVIEW MIT VÉRONIQUE – EINER DEUTSCH-FRANZÖSISCH ÜBERSETZERIN

Véronique ist Deutsch-Französisch-Übersetzerin aus Paris. Sie lebt mit ihrem Mann und 3 Kindern in der Nähe von Darmstadt.

Véronique, bevor wir über deine Arbeit sprechen, würde ich gerne von dir erfahren, was dich nach Deutschland verschlagen hat.

Die Liebe! Ich habe mein Abitur, dann meine Ausbildung zu "Technicienne supérieure en biotechnologie" und anschließend meinen Bachelor in Biochemie in Paris gemacht. Im Rahmen meiner Ausbildung, musste ich ein Praktikum absolvieren und wie es der Zufall wollte, bekam ich einen Praktikums-Platz in Deutschland. Während dieser Zeit habe ich mich in meinen damaligen Freund verliebt. Und schon bald kam unser Sohn. In Folge dessen bin ich in Deutschland geblieben und habe nie in Frankreich gearbeitet. Ich bin also nicht nur Übersetzerin, sondern habe jahrelang in Deutschland als biologisch-technische Assistentin gearbeitet.

Interview mit der Französisch-Deutsch Übersetzerin Veronique

Gab es etwas, was du damals an den Deutschen komisch fandest?

Nein, im Gegenteil! Bevor ich gekommen bin, hieß es, die Deutschen seien zurückhaltend und verschlossen. Bei uns in Frankreich küsst man sich, um sich zu begrüßen, was in Deutschland nicht üblich ist. Hier finde ich es sogar viel herzlicher und warmherziger, denn in meinem Kreis ist es üblich, sich zur Begrüßung zu umarmen. Das kannte ich vorher gar nicht.

Was ich auch klasse finde hier in Deutschland ist, dass ich als Frau mit Kindern auch Teilzeit arbeiten kann. In diesem Punkt ist Deutschland viel familienfreundlicher. Ich war bis 2017 fest angestellt und das war mit dem Familienleben hier immer gut zu vereinbaren. Ich habe den Eindruck, dass man hier sehr viel Rücksicht darauf nimmt. In Frankreich ist dieses Arbeitsmodell mit der reduzierten Arbeitszeit nicht so verbreitet. Das macht es für Frauen richtig schwierig. Bei meinen Geschwistern merke ich, wie sehr sie deswegen jonglieren müssen. Da bleibt wenig Zeit für etwas anderes. Ich finde es ehrlich gesagt viel besser hier zu wohnen als in Paris. Das Leben hier ist viel weniger stressig und für mich und die Kinder besser geeignet. Ich lebe wirklich gerne in Deutschland, bin hier sehr gut eingebunden und möchte auch gar nicht wieder zurück.

Was genau gefällt dir am Übersetzen?

Ich habe schon immer gerne übersetzt und natürlich liebe ich Sprachen. Mir macht es Freude, aus all den Möglichkeiten mit denen man einen Text übersetzen kann, die idealste herauszufiltern. Ich feile an einem Text solange bis ich 100% sicher bin, dass er inhaltlich korrekt und schön formuliert ist. Mir ist es wichtig, voll hinter meiner Arbeit stehen zu können. Darum muss in erster Linie ich mit meiner Übersetzung zufrieden sein. Und dann ist es auch der Kunde. Was mir am Übersetzen auch sehr gefällt ist, dass ich häufig und viel recherchieren muss. Dabei lerne ich so viele neue Sachen, die sonst an mir völlig vorbei gehen würden und meinen Horizont ganz nebenbei enorm erweitern.

Du bist Mitglied im BDÜ? Wieso hast du dich dafür entschieden?

Ich habe mich immer für's Übersetzen interessiert. Am Anfang habe ich manchmal für Freunde und die Familie übersetzt. Dann habe ich mich für ein Fernstudium als Übersetzerin über AKAD entschieden. Im Rahmen dieses Studiums wurde uns der BDÜ empfohlen und so ich bin dort über eine studentische Mitgliedschaft reingekommen.

Profilfoto von Frau mit kurzen, braunen Haaren und rotem Kleid

Rentiert sich die Mitgliedschaft im BDÜ für dich?

Im BDÜ hat man Zugang zu Seminaren und Weiterbildung, kann Kontakt zu anderen Übersetzern bekommen, sich untereinander austauschen, Fragen stellen und Erfahrung erwerben. Nach dem Studium habe ich meine studentische Mitgliedschaft in eine normale umgewandelt. Ich muss zugeben, dass ich soviel Arbeit habe, dass ich selten dazu komme, die Foren des BDÜ zu besuchen. Allerdings habe ich manchmal an Seminaren teilgenommen,  zum Thema CAT-Tools (Across), zum Thema medizinische Übersetzungen und zum Thema Urkunden übersetzen. Diese Seminare waren sehr interessant und haben mir sehr geholfen.

Mittlerweile bin ich auch in einer Regionalgruppe des BDÜ in Darmstadt und leite diese gemeinsam mit einer anderen Übersetzerin. Der Beitrag für den BDÜ ist nicht gerade günstig, aber dadurch, dass ich jetzt aktiv bin, rentiert es sich für mich. In unserer Regionalgruppe organisieren meine Kollegin und ich alle zwei Monaten Treffen, bei denen alle Neuigkeiten besprochen werden. Dabei hält manchmal jemand einen Vortrag, manchmal ist es ein freier Austausch unter Kollegen oder über ein bestimmtes Thema. Wichtig ist, dass wir in Kontakt bleiben. Dadurch entstehen natürlich auch Freundschaften, so dass bei mir Privatleben und Beruf eng beieinander liegen.

Was hältst du von DeepL-Übersetzungen?

Die Übersetzungen sind für eine künstliche Intelligenz sehr gut und für den Hausgebrauch aktuell sicherlich das Beste. Wer aber professionelle Übersetzungen für Geschäftszwecke braucht, kommt nicht drumherum, den Text von einem Profi mindestens korrigieren zu lassen. Ich merke sehr schnell, wenn etwas mit DeepL übersetzt wurde. Zum Beispiel an den typischen Standard-Sätzen oder wenn Produktnamen mitübersetzt werden. Das würde ein Profi nie machen. Wenn ich für Kunden übersetze, nutze ich DeepL nicht, denn das können die Kunden zu einen selbst und sie bezahlen mich schließlich für eine professionelle Übersetzung. Zum anderen ist DeepL auch ein datenschutzrechtliches Problem – denn alles, was man in DeepL eingibt, wird irgendwo gespeichert.

Hast du Angst, dass DeepL bzw. KI generell dir irgendwann den Job wegnimmt?

Ja, ich kenne die Diskussion in den Gruppen. Es wird natürlich kommen, dass die Kunden es mit dem Wissen benutzen, dass es den menschlichen Übersetzer nicht 1:1 ersetzt, aber sonst ganz ok ist und dass dadurch Aufträge wegbrechen. Aber ich denke nicht darüber nach (lacht).

Gerade was das Dolmetschen betrifft, denke ich, dass KI häufig nicht ausreichen wird, weil Kommunikation nicht nur über Sprache übertragen wird. KI kann zum Beispiel keine Gefühle und damit auch z.B. keine Ironie erkennen und Kontext nicht richtig deuten.

Ich kenne auch viele Kollegen, die kein Post-Editing machen wollen, weil sie Angst haben, dass der Branche dadurch viel Arbeit verloren geht. Am Anfang war ich auch dagegen, aber ich habe erkannt, dass sich bestimmte Veränderungen nicht aufhalten lassen und wenn ich es nicht mache, wird es ein anderer tun. Also kann ich es auch gleich selbst machen.

Künstliche Intelligenz macht keine Flüchtigkeitsfehler wie das beim Menschen vorkommt. Dafür kann KI viele Arten der Kommunikation nicht erkennen und richtig umsetzen. Daher ist eine Kombination aus Mensch und Maschine die Beste Lösung, um beide Vorteile miteinander zu vereinen und das Beste aus einem Text holen zu können.

Woher kommen deine Kunden?

Ich habe sehr viele Quellen: Zum einen habe ich eine eigene Website, dann habe ich mit anderen Kollegen zusammen eine gemeinsame Website, auf der ich mitvertreten bin, ich werde über den BDÜ gefunden, von Agenturen beauftragt und bekomme auch immer wieder Aufträge über meine Kollegen, da ich sehr gut vernetzt bin. Entsprechend habe ich immer alle Hände voll zu tun.

Stehst du noch hinter deiner Entscheidung, Übersetzerin zu werden?

Für mich war die Ausbildung zur Übersetzerin in jeder Hinsicht die richtige Entscheidung: Übersetzen entspricht meinen Fähigkeiten, lässt sich mit dem Familienleben perfekt vereinbaren, ich kann Jobs annehmen oder ablehnen, z.B. wenn ich in den Urlaub fahre oder die Kinder krank sind, ich kann von zuhause arbeiten und habe so immer mein eigenes Geld und meine Unabhängigkeit.

Welche CAT-Tools nutzt du und warum hast du dich dafür entschieden?

Ich arbeite mit Trados Studio 2021. Angefangen hatte ich nach dem Studium mit dem kostenfreien CAT-Tool von Across – als Student hat man nicht viel Geld. Später bin ich zu Trados Studio gewechselt, weil es zu dem Zeitpunkt (und ich denke heute immer noch) das Tool war, das von den meisten Agenturen verwendet wird.

Was würdest du Leuten empfehlen, die sich für das Übersetzen interessieren?

Ich würde ihnen empfehlen, Foren über verschiedene Themen, die mit dem Übersetzern zu tun haben, zu besuchen, sich mit anderen Übersetzer über das Internet auszutauschen, aber auch sich persönlich zu treffen und kennenzulernen. Durch das Vernetzen kann man viel lernen und Antworten auf seine Fragen bekommen. So entstehen auch Kooperationen: Man kann sich gegenseitig weiterempfehlen und sich bei Abwesenheiten gegenseitig vertreten. Und manchmal entstehen auch Freundschaften.
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