"GEMMA PIZZA" – DER VERFALL DER DEUTSCHEN SPRACHE AN ÖSTERREICHS SCHULEN

Afghanische Schüler in einem Klassenzimmer

05.03.2024 | von Evarella

EINE ANALYSE VON NIKI GLATTAUER

In einem mutigen Schritt, der die öffentliche Debatte über das österreichische Bildungssystem anregt, prangert der ehemalige Schuldirektor Niki Glattauer den Verfall der deutschen Sprache an Österreichs Schulen an. Er sieht die Zustände als alarmierendend. Seine jüngsten Enthüllungen auf dem Portal "Newsflix" werfen ein grelles Licht auf das erschreckende Ausmaß der mangelnden Deutschkompetenz bei Schülern, insbesondere in Ballungsräumen, wo der Anteil von Kindern mit Zuwanderungshintergrund die 50%-Marke überschreitet.

DEUTSCH IM ALLTAG: EINE SELTENE ERSCHEINUNG

Die Realität ist erschütternd: Zwei Drittel der Schüler kommunizieren überwiegend in ihrer Muttersprache, was die Bedeutung des Deutschunterrichts in Frage stellt. Besonders in Bezirken wie Margareten, Brigittenau und Favoriten ist die Situation alarmierend. Aber auch österreichweit ist dieses Phänomen zu beobachten, wobei Ballungsräume wie Linz, Graz und St. Pölten besonders betroffen sind.

MEIN KIND GEHT BESTIMMT NICHT IN EINE TÜRKEN-SCHULE

Das Problem der Zwei-Klassen-Gesellschaft in Schulen wird durch die aktuellen Schuleinschreibungen deutlich. Eltern gehen bis zu extremen Maßnahmen, um ihre Kinder in bestimmte Schulen zu bringen, was zu einem schulpolitischen Dilemma führt, über das jedoch kaum jemand spricht.

der-verfall-der-deutschen-sprache-an-oesterreichs-schulen4
EXTREME MAßNAHMEN FÜR DIE WUNSCHSCHULE

Um ihre Kinder in bestimmte Schulen zu bringen, sind viele Eltern bereit, drastische Schritte zu unternehmen. Sie ändern ihre Wohnadresse situativ, nur um Wochen später wieder zurückzukehren. Manche Eltern erscheinen mit Stadtplan und Zirkel in den Schulen, um die erforderliche Nähe ihres Wohnorts zur Schule zu beweisen. Es gibt sogar Berichte über Eltern, die "Geschwisterkinder" erfinden, um die Chancen ihrer Kinder auf einen Platz an ihrer Wunschschule zu erhöhen.

ZWEI-KLASSEN-SCHULE ZEMENTIERT SOZIALE UNTERSCHIEDE

Die zunehmende Fragmentierung der Schullandschaft führt zu einer Verstärkung sozialer Ungleichheiten. Während einige Schüler Zugang zu privilegierten Bildungseinrichtungen haben, bleiben andere in Schulen mit begrenzten Ressourcen und weniger förderlichem Umfeld zurück. Dies führt zu einer Verfestigung der sozialen Schichten und verstärkt die bereits bestehenden Ungleichheiten im Bildungssystem.

POLITISCHE ZURÜCKHALTUNG UND UNSICHERHEIT

Das schulpolitische Dilemma wird durch die Zurückhaltung der Politik verstärkt. Politiker scheuen sich, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um das Problem anzugehen, sei es aus finanziellen Gründen, logistischen Herausforderungen oder politischen Überlegungen. Die Angst vor der Reaktion der Wähler, insbesondere derjenigen mit Einfluss und Engagement, hemmt oft den politischen Willen zur Veränderung.

PRIVATSCHULEN ALS VERSTÄRKER

Die Situation wird durch Privatschulen noch verschärft, da sie oft von Familien aus privilegierten Gegenden bevorzugt werden. Dies führt zu einer weiteren Fragmentierung der Schullandschaft und verstärkt das Problem der sozialen Segregation.

LÖSUNGSANSÄTZE FÜR EINE GERECHTERE BILDUNG

Glattauer skizziert zwei mögliche Lösungswege: Entweder akzeptieren und unterstützen wir die Zwei-Klassen-Schule durch gezielte Ressourcen und Unterstützung für Schulen mit schwieriger Klientel oder wir streben eine Auflösung der Zwei-Klassen-Schule an, indem wir die Schüler pädagogisch und gruppendynamisch aufteilen, unabhängig von ihrer Wohnadresse.

ZUSÄTZLICHE EINBLICKE AUS GLATTAUERS SICHT
Türkische Schüler spielen auf dem Schulhof
Es gibt Schulen, in denen kein einziges deutsches Kind mehr sitzt

Glattauers Bericht auf "Newsflix" offenbart weitere schockierende Details über die Zustände an einigen Schulen. Er berichtet von Klassen, in denen kein einziges deutschsprachiges Kind mehr sitzt, weil Schulleiter auf Druck der Eltern "Ausländerklassen" bilden. Dies führt dazu, dass viele Schüler selbst grundlegende deutsche Sätze nicht mehr erkennen können, wie das Beispiel "Gemma Pizza" verdeutlicht.

Des Weiteren wird die Bedeutung der Auswahl der "richtigen" Mitschüler für viele Eltern hervorgehoben. Der Drang, sein Kind in Schulen mit homogenerer Klientel unterzubringen, ist stark, wie die Statistik zeigt, dass fast 79.000 Schüler in Österreich nicht einmal die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen.

In Ballungsräumen wie Wien und Wels übersteigt der Anteil der Kinder von Zuwanderern in den Volksschulen sogar die 60%-Marke, was die Dringlichkeit der Situation unterstreicht. Die Existenz reiner "Ausländerklassen" in Volksschulen ist ein weiteres besorgniserregendes Phänomen, das die soziale Segregation verstärkt und die Integration erschwert.

Quelle: Newsflix

Über Niki Glattauer

Niki Glattauer, geboren 1959 in der Schweiz, ist ein renommierter Journalist und Autor, der in Wien lebt. Er verfügt über einen reichen Erfahrungsschatz im Bildungsbereich, da er 25 Jahre lang als Lehrer tätig war, bevor er als Schuldirektor eines "Inklusiven Schulzentrums" in Wien-Meidling arbeitete. Sein tiefes Verständnis für die Bildungslandschaft Österreichs und sein Engagement für eine gerechtere Bildung haben ihn zu einer prominenten Stimme in bildungspolitischen Diskussionen gemacht.

Glattauer ist auch als Autor bekannt und hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter "Der engagierte Lehrer und seine Feinde" im Jahr 2010, das sich kritisch mit den Herausforderungen und Problemen im Bildungssystem auseinandersetzt.

Seine jüngsten Beiträge und Analysen, insbesondere zu Themen wie dem Verfall der deutschen Sprache an österreichischen Schulen und der sozialen Segregation im Bildungssystem, haben dazu beigetragen, wichtige Fragen aufzugreifen und den öffentlichen Dialog darüber voranzutreiben.