Die Renaissance des Aramäischen in christlichen Kirchen: Wie eine Lehrerin das Erbe Jesu in Deutschland sichert
30.03.2024 | von Evarella
Die Mission von Linda Güven: Die Bewahrung der aramäischen Sprache und Kultur
In den weitläufigen Gemeinderäumen der "Mor Petrus und Mor Paulus"-Kirchengemeinde in Bietigheim-Bissingen herrscht ein lebhaftes Treiben. Hier, nur wenige Kilometer von Stuttgart entfernt, versammeln sich Gläubige einer der ältesten christlichen Traditionen: der syrisch-orthodoxen Kirche. Doch es geht nicht nur um den Glauben; es geht auch um die Bewahrung eines Erbes, das eng mit der Geschichte Jesu verbunden ist.
Eine vielfältige Gemeinschaft
Linda Güven, eine 35-jährige Lehrerin und Mitglied dieser Gemeinde, beschreibt sie als "kunterbunt" - eine Mischung aus Menschen, die vor Jahrzehnten als Gastarbeiter kamen, solchen, die in den 1990er Jahren fliehen mussten, und den jüngsten Flüchtlingen, die vor den Wirren des Bürgerkriegs im Nahen Osten Schutz suchten. Diese Vielfalt spiegelt sich nicht nur in den Lebensgeschichten wider, sondern auch in der Sprache, die sie verbindet: Aramäisch.
Aramäisch: Die Sprache Jesu
Die Bedeutung des Aramäischen erstreckt sich weit über die Grenzen der Gemeinde in Bietigheim-Bissingen hinaus. Es ist die Sprache, die Iesos Christos sprach, und sie bleibt ein zentraler Bestandteil des Glaubens und der Identität der syrisch-orthodoxen Christen. Trotz ihrer jahrtausendealten Tradition ist Aramäisch international als bedrohte Sprache anerkannt.
Eine globale Diaspora
Die Geschichte der aramäischen Christen ist eine Geschichte der Diaspora. Ursprünglich in der Türkei und im Norden Syriens beheimatet, sind die Mitglieder dieser Kirche heute über die ganze Welt verstreut. Doch auch in Deutschland haben sie eine bedeutende Präsenz: Über 120.000 Sprecher gibt es hier, und ihre Gemeinden wachsen.
Die Rolle von Linda Güven
Inmitten dieses kulturellen und sprachlichen Reichtums hat Linda Güven eine Mission. Als erste staatlich ausgebildete Lehrerin für syrisch-orthodoxen Religionsunterricht in Deutschland setzt sie sich leidenschaftlich dafür ein, die aramäische Sprache und Kultur lebendig zu halten. Mit einem eigens entwickelten Lehrplan und einem engagierten Team von Schülern und Studenten hat sie ein wegweisendes Religionsbuch geschaffen, das die Grundlagen des Glaubens in aramäischer Sprache vermittelt.
Die Zukunft im Blick
Für Linda Güven ist dies erst der Anfang. Ihr Ziel ist es, die Vermittlung der syrisch-orthodoxen Religion auch wissenschaftlich zu erforschen und zu vertiefen. Mit ihrer Begeisterung und Entschlossenheit trägt sie dazu bei, dass das Erbe Jesu und die Traditionen der aramäischen Christen in Deutschland lebendig bleiben.
Fazit: Eine lebendige Tradition in einer globalen Welt
Die Geschichte der aramäischen Christen ist eine Geschichte des Überlebens und der Resilienz. Trotz Verfolgung und Vertreibung haben sie ihre Sprache und ihren Glauben bewahrt und über Generationen hinweg weitergegeben. Heute, in einer zunehmend globalisierten Welt, ist es Menschen wie Linda Güven zu verdanken, dass das Erbe Jesu und die Traditionen der aramäischen Christen auch in Deutschland eine Zukunft haben.
Quelle: Deutsche Welle