Die Wiedergeburt des Plattdeutschen: Wie ein Verein in Brandenburg die Sprache am Leben erhält
28.04.2024 | von Evarella
In einer kleinen Ecke der Bibliothek in Prenzlau, Uckermark, sitzen vier Frauen um einen Tisch und spielen ein Memory-Spiel mit einem ungewöhnlichen Twist: Sie übersetzen Begriffe aus der Harry-Potter-Welt ins Plattdeutsche. "Tövertrick: das heißt Zaubertrick", erklärt eine der Teilnehmerinnen. Doch hinter diesem scheinbaren Spiel steckt eine ernsthafte Absicht: Diese Frauen sind Teil eines Arbeitskreises, der sich dafür einsetzt, die niederdeutsche Sprache, auch bekannt als Plattdeutsch oder Platt, lebendig zu halten. Doris Meinke, Leiterin des Arbeitskreises und eine Art Plattdeutschbeauftragte der Stadt, ist eine der treibenden Kräfte hinter diesem Bemühen.
Eine kulturelle Wiederbelebung
Prenzlau erlebt nach Meinke eine Art Wiedergeburt des Plattdeutschen. Straßenschilder und Parkbänke tragen nun plattdeutsche Begrüßungen und Sprüche. Doch das Herzstück dieser Wiederbelebung liegt in der Bildung der jüngeren Generation. Meinke betont die Bedeutung der mittleren Generation, die oft die Sprache versteht, aber sich nicht traut, sie zu sprechen.
Politische Unterstützung für das Platt
Die politische Landschaft nimmt dieses Anliegen ernst. Der Brandenburger Landtag debattiert derzeit über einen Gesetzesentwurf, der die niederdeutsche Sprache fördern soll. Dieser Entwurf sieht Unterstützung für Platt-Lehrkräfte, die Finanzierung von Lernmaterialien und eine angemessene Vermittlung der Sprachgeschichte in Schulen vor. Zudem plant die Landesregierung die Einrichtung eines Beirats zur Förderung des Austauschs mit der Sprachgemeinschaft.
Die Rolle der Jugend
Junge Menschen wie Nele Hübner spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung des Plattdeutschen. Die 20-jährige angehende Bibliothekarin hat ein Zusatzstudium für die Vermittlung von Plattdeutsch absolviert und ist entschlossen, die Sprache weiterzugeben. Für sie ist es eine Bereicherung, wenn Kinder sie auf Plattdeutsch ansprechen: "Gooden Tach" ist für sie mehr als nur eine alternative Begrüßung, sondern ein Stück Identität und Kultur.
Ein Erbe bewahren
Für Doris Meinke ist die Bewahrung des Plattdeutschen persönlich. Ihr Vater sprach die Sprache bis zu seinem Lebensende, obwohl er in der Schule dafür oft Prügel bezog. Doch heute sieht Meinke eine Veränderung: Die Wertschätzung für die Sprache wächst, und mit engagierten Menschen wie ihr und Hübner bleibt die Hoffnung auf eine Zukunft für das Plattdeutsche bestehen.
Fazit: Eine Sprache mit Zukunft
Die Bemühungen von Vereinen wie dem Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg und engagierten Einzelpersonen wie Doris Meinke und Nele Hübner zeigen, dass das Plattdeutsche trotz seiner Herausforderungen eine Zukunft haben kann. Durch Bildung, kulturelle Wiederbelebung und politische Unterstützung kann diese alte Sprache in Brandenburg weiterleben und gedeihen.