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Übersetzungsbüro FRONT RUNNER Berlin – Englisch Übersetzer

Die Zukunft der Literaturübersetzung – Herausforderungen und Chancen für die Buchbranche

Ein futuristische Buchladen, der die Zukunft von Literaturübersetzungen und der Buchbranche symbolisiert
Die Zukunft von Literaturübersetzungen und die Folgen für die Buchbranche hängen maßgeblich von der rechten Nutzung der KI ab

11.03.2024

Literaturübersetzung im Wandel: Die Evolution der maschinellen Übersetzungen

Die Evolution der maschinellen Übersetzungen hat seit den Anfängen von Google Translate enorme Fortschritte gemacht. Während frühere maschinelle Übersetzungen oft wie dadaistische Prosa wirkten, können moderne Technologien wie DeepL und ChatGPT erstaunlich lesbare Ergebnisse liefern. Diese Fortschritte haben die Effizienz und Zugänglichkeit von Übersetzungssoftware revolutioniert, was insbesondere für den Alltag und die berufliche Praxis von Literaturübersetzern von Vorteil ist. Dennoch bleibt die Frage der Genauigkeit ein zentrales Anliegen. Trotz der verbesserten Lesbarkeit können maschinelle Übersetzungen immer noch Fehler enthalten und den eigentlichen Sinn des Ausgangstextes verfälschen. Dies wirft Fragen nach der Qualität und Zuverlässigkeit von KI-Übersetzungen auf und erfordert eine kritische Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachteilen dieser Technologien.

Qualität versus Automatisierung: Die Debatte entflammt

Die jüngsten politischen Forderungen deutschsprachiger Übersetzer in einem offenen Brief verdeutlichen die wachsenden Bedenken in der Branche bezüglich des Einsatzes von KI bei Übersetzungen. Verbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz betonen nicht nur den Schutz von Urheberrechten, sondern auch den Erhalt des kulturellen Auftrags des Literaturübersetzens. Dabei wird die Gefahr für die Zukunft des Berufsstandes und sogar für die Produktion von Weltliteratur hervorgehoben. Dieser offene Brief markiert einen Wendepunkt in der Debatte über die Auswirkungen von KI auf die Übersetzungsbranche und unterstreicht die Notwendigkeit einer umfassenden Auseinandersetzung mit den ethischen und kulturellen Implikationen dieser Technologien.

Die Ambivalenz der Übersetzer: Zwischen Unterstützung und Skepsis

Trotz der Alarmglocken zeigen Umfragen, dass viele Übersetzer KI als legitimes Hilfsmittel betrachten und verschiedene Grade der Unterstützung und Skepsis ausdrücken. Eine Umfrage des "Arbeitskreises Literaturübersetzen und KI" unter 200 Kollegen zeigt, dass 63 Prozent der Befragten bereits Systeme der Neural Machine Translation (wie DeepL oder Google Translate) für literarische Übersetzungen genutzt haben. Knapp 40 Prozent stehen der Nutzung neutral gegenüber, während etwa 40 Prozent diese positiv bis sehr positiv bewerten. Diese Zahlen verdeutlichen die Vielfalt der Meinungen innerhalb der Übersetzergemeinschaft und zeigen, dass KI für viele nicht nur als Ersatz, sondern als sinnvolle Ergänzung ihres Handwerks betrachtet wird. Sie nutzen diese Technologie zur Unterstützung bei der Schreibarbeit oder um im Zweifelsfall eine "zweite Meinung" einzuholen.

Die Grenzen der maschinellen Intelligenz

Jedoch stoßen Übersetzer immer noch auf Hindernisse im Umgang mit maschineller Intelligenz. Die Unberechenbarkeit und Unzuverlässigkeit von KI-Systemen führen zu mühseliger Nachbearbeitung und einem "Priming-Effekt", der den Ton und die Stilistik des Ausgangstextes beeinflusst. Dies wird durch Erfahrungen von Übersetzern aus dem Projekt "Kollektive Intelligenz" bestätigt, die verschiedene Einsatzmöglichkeiten von DeepL getestet haben. Dabei erwies sich das führende Übersetzungssystem oft nur für Teilaufgaben oder als geeignet für die Anfertigung einer ersten Rohübersetzung. Besonders bei der Belletristik liefert das System noch immer unerwartete Ergebnisse oder macht Fehler, die von einer Maschine nicht erwartet werden. Diese Herausforderungen könnten langfristige Auswirkungen auf die Lese- und Schreibkompetenz haben und sogar die Sprache vereinheitlichen, wie Janine Malz, Übersetzerin aus dem Englischen, Italienischen und Niederländischen, betont.

Arbeitsbedingungen und Entscheidungsfreiheit

Für Übersetzer sind nicht nur die technischen Aspekte von KI von Bedeutung, sondern auch die sich verändernden Arbeitsbedingungen, die ihre Autonomie und kreativen Spielraum bedrohen können. Die wachsende Praxis des Post-Editings, bei dem Übersetzer maschinell übersetzte Texte nachbearbeiten müssen, könnte zu einem neuen Standard werden und die traditionelle Arbeitsweise grundlegend verändern. Zugleich besteht die Möglichkeit, dass Verlage den Einsatz von KI in Verträgen einschränken, was die Entscheidungsfreiheit der Übersetzer weiter beeinträchtigt. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass Agenturen beim Verhandeln über Lizenzen die Verwendung von KI zunehmend reglementieren. Diese Entwicklungen könnten dazu führen, dass Übersetzer entweder gezwungen sind, KI zu nutzen, oder aber aufgrund von Einschränkungen keine Möglichkeit haben, auf diese Technologie zurückzugreifen. In beiden Fällen besteht die Gefahr, dass die kreative Autonomie der Übersetzer untergraben wird und ihr traditioneller Beruf in eine neue Richtung gedrängt wird.

Eine ausgewogene Zukunftsvision

Während die Zukunft des Übersetzungswesens durch KI ungewiss ist, bleibt eine ausgewogene Herangehensweise entscheidend. Die Integration von KI sollte nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die kreative Autonomie und Vielfalt der Übersetzer fördern. Letztendlich sollten menschliche Kreativleistungen geschützt und gefördert werden, um eine lebendige und vielfältige Übersetzungskultur zu bewahren.

Quelle: VDÜ

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