Die Zukunft des Dolmetschergesetzes: ver.di kämpft für eine gerechtere Regelung
04.05.2024 | von Evarella
Die Herausforderungen des aktuellen Gerichtsdolmetschergesetzes
Seit dem 1. Januar 2023 ist das bundesweit geltende Gerichtsdolmetschergesetz (GDolmG) in Kraft. Doch trotz seiner Einführung steht fest: Das Gesetz weist erhebliche Mängel auf und bedarf dringend einer umfassenden Überarbeitung. Unter der Leitung von ver.di, der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft, haben Dolmetscher und Übersetzer beschlossen, für Nachbesserungen einzutreten, die ihren Anforderungen gerecht werden.
Die Bedeutung qualifizierter Sprachmittler
Die Bedeutung qualifizierter Sprachmittler erstreckt sich weit über die Grenzen einer globalisierten Welt hinaus. Insbesondere in Institutionen wie dem Justizsystem und Behörden sind sie unverzichtbar. Ihre Fähigkeit, Sprachbarrieren zu überwinden und komplexe Informationen präzise zu vermitteln, trägt entscheidend dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden und eine gerechte und effiziente Kommunikation sicherzustellen.
Die Schwächen des aktuellen Gerichtsdolmetschergesetzes
Die Schwächen des aktuellen Gesetzes liegen in seiner uneinheitlichen Umsetzung auf Landesebene trotz des angestrebten Ziels des GDolmG, die Beeidigung von Dolmetschern zu harmonisieren. Diese Uneinheitlichkeit führt zu einem unkontrollierten "Wildwuchs" von Vorgehensweisen und Standards, was die Anwendung des Gesetzes erschwert und potenziell die Qualität der sprachlichen Unterstützung beeinträchtigt.
Die Wahrheit über die Qualität der Dolmetschungen
Die oft angeführte Begründung für die Einführung des GDolmG – die angeblich schlechte Qualität von Dolmetschungen – ist irreführend. Tatsächlich liegt die Problematik nicht bei den allgemein beeidigten Dolmetschern, sondern bei ungeeigneten Personen, die ad hoc vereidigt werden und für Missverständnisse sorgen.
Die Forderungen von ver.di
ver.di erhebt konkrete Forderungen zur Neufassung des GDolmG:
1. Bestandsschutz für alle beeidigten und ermächtigten Sprachmittler
Erfahrene Dolmetscher sollten nicht gezwungen werden, ihre Beeidigungen nach den neuen Vorgaben zu erneuern. Eine rückwirkende Ungültigerklärung ist unzumutbar und erfordert eine gerechtere Lösung.
2. Abschaffung der sachgrundlosen Befristung von Beeidigungen
Es ist nicht gerechtfertigt, Beeidigungen alle fünf Jahre zu erneuern. Stattdessen sollte eine regelmäßige Qualitätskontrolle durch Weiterbildungsmaßnahmen erfolgen, wie es in anderen Berufen üblich ist.
3. Ausweitung des Gesetzes auf Gebärdensprachdolmetschen
Gebärdensprachdolmetscher verdienen die gleiche Anerkennung wie ihre Kollegen. Eine Gleichbehandlung ist essentiell für eine inklusive Gesellschaft.
Fazit: Ein Aufruf zur Neufassung
ver.di fordert den Bundesgesetzgeber und die Länder nachdrücklich auf, das Gesetz zu überarbeiten und den Bedürfnissen der Sprachmittler:innen gerecht zu werden. Nur so kann eine gerechte und effektive Regelung geschaffen werden, die die Qualität der Dolmetschungen sichert und die Rechte der Betroffenen wahrt.