Gebärdensprache als neues Unterrichtsfach an Österreichs Schulen
11.03.2024
Inmitten des Bildungswandels steht eine bemerkenswerte Veränderung bevor: Ein neuer Lehrplan, der die österreichische Gebärdensprache (ÖGS) stärken soll, befindet sich in den finalen Phasen der Ausarbeitung. Diese Initiative verspricht nicht nur, die Kluft zwischen hörenden und gehörlosen Schülern zu verringern, sondern auch die Integration von Gebärdensprache als integralen Bestandteil des Lehrplans zu fördern.
Von der Marginalisierung zur Integration der Gebärdensprache an Österreichs Schulen
Obwohl die österreichische Gebärdensprache seit 2005 verfassungsrechtlich anerkannt ist, wird sie in den Schulen bisher kaum gelehrt. Weder existiert ein eigenes Unterrichtsfach noch wird sie als reguläre Erstsprache oder Fremdsprache unterrichtet. Doch dieser Mangel an Präsenz könnte sich bald ändern, da der neue Lehrplan die Gebärdensprache als verbindliche Übung einführen soll.
Ein Blick auf den aktuellen Status Quo
Derzeit haben gehörlose oder stark hörgeschädigte Schüler die Möglichkeit, entweder eine Sonderschule oder eine Inklusionsklasse in einer Regelschule zu besuchen. Ihre schulische Laufbahn kann entweder nach dem ergänzenden Lehrplan der Sonderschule für gehörlose Kinder oder in inklusiven Einstellungen erfolgen, die auf ihre speziellen Lernbedürfnisse zugeschnitten sind. Trotzdem bleibt das Angebot an Gebärdensprache im Lehrplan überschaubar.
Die Roadmap für die Zukunft
Der bevorstehende Lehrplan für Gebärdensprache verspricht einen "gesteuerten und professionellen Sprachunterricht" für alle Schüler. Insbesondere wird Gebärdensprache als eigenständige verbindliche Übung in der Pflichtschule eingeführt. Darüber hinaus wird sie in den AHS-Oberstufen und Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen als Zweite lebende Fremdsprache angeboten, was auch Maturieren in Gebärdensprache ermöglicht.
Die Bedeutung dieser Veränderung
Die geplanten Änderungen stoßen auf positive Resonanz, insbesondere beim Österreichischen Gehörlosenbund. Petra Navara, Sprecherin des Gehörlosenbunds, betont die dringende Notwendigkeit, die Gebärdensprache als vollwertige Sprache zu vermitteln. Derzeit werde Deutsch lediglich mit unterstützenden Hilfsgebärden unterrichtet, was zu einem deutlich schwächeren Sprachniveau bei gehörlosen Schülern führe.
Ein Ausblick auf die Zukunft
Während die neuen Lehrpläne einen bedeutenden Schritt in Richtung Inklusion darstellen, bleibt noch viel zu tun. Die Forderung nach der Anerkennung der gehörlosen Community als autochthone Sprachminderheit und die Integration von Gebärdensprache als Unterrichtssprache für alle Fächer bleiben weiterhin bestehen. Doch mit dem aktuellen Fortschritt wird ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der Bildung geschrieben.
In einer Welt, die sich ständig weiterentwickelt, ist es entscheidend, dass Bildungssysteme Schritt halten und allen Schülern gerecht werden. Die Integration von Gebärdensprache in den Lehrplan ist nicht nur ein Schritt in Richtung Inklusion, sondern auch ein Zeichen dafür, dass Vielfalt und Chancengleichheit in unseren Bildungseinrichtungen an oberster Stelle stehen.
Quelle: Österreichisches Parlament