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Übersetzungsbüro FRONT RUNNER Berlin – Englisch Übersetzer

INTERNATIONALER TAG DER MUTTERSPRACHE 2024 – EINE ODE AN DIE VIELFALT DER SPRACHEN

Mutter mit blondem Dutt hält ihr Baby auf dem Arm

21.02.2024 | von Evarella

ENGE BINDUNG ZWISCHEN MUTTERSPRACHE UND MUTTERROLLE

Die Frage nach der Muttersprache ist nicht nur eine linguistische, sondern auch eine sozial-kulturelle Angelegenheit. Die traditionelle Verbindung zwischen Muttersprache und der Rolle der Mutter als primäre Bezugsperson im Leben eines Kindes ist tief verwurzelt. Schon vor der Geburt lauschen wir den Melodien der Sprache, die unsere Mutter spricht. Dieser frühe Kontakt prägt unser Sprachverständnis nachhaltig. Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Meisel betont, dass Kinder bereits in den ersten Tagen nach der Geburt die Sprache ihrer Mutter von anderen unterscheiden können, ein Phänomen, das die enge Bindung zwischen Sprache und sozialen Beziehungen unterstreicht. Diese Bindung geht über rein biologische Mechanismen hinaus und spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung unserer Sprachfähigkeiten.

SPRACHBEGABUNG UND INTELLIGENZ: MYTHOS WIDERLEGT

Der Mythos, dass Sprachbegabung mit Intelligenz einhergeht, wird von Meisel entschieden widerlegt. Die Fähigkeit, Sprachen zu erlernen und zu beherrschen, ist nicht ausschließlich ein Merkmal der Intelligenz, sondern eine natürliche Anlage, die in jedem Menschen angelegt ist. Diese Fähigkeit zur Mehrsprachigkeit zeigt sich bereits in der frühen Kindheit und bedarf keiner spezifischen pädagogischen Intervention. Vielmehr entwickelt sie sich in einem kommunikativen Umfeld, in dem das Kind verschiedene Sprachen erlebt und ausprobiert. Die Vielfalt der Sprachen bietet dabei eine breite Palette von Ausdrucksmöglichkeiten und fördert die kognitive Flexibilität.

DAS DRAMA DES SPRACHSTERBENS: EINE GLOBALE HERAUSFORDERUNG

Trotz der natürlichen Anlage zur Mehrsprachigkeit stehen wir vor einer alarmierenden Realität: dem drohenden Aussterben zahlreicher Sprachen. Die Globalisierung und sozioökonomische Veränderungen haben zu einem rapiden Rückgang der sprachlichen Vielfalt geführt. Die Vorstellung, dass die Welt durch die Vernetzung kleiner wird, hat paradoxerweise zur Marginalisierung vieler regionaler Sprachen geführt. Die Einführung der allgemeinen Schulpflicht und die Dominanz von Nationalsprachen haben den Druck auf regionale Sprachen verstärkt, was zu ihrem schleichenden Verschwinden beiträgt. Diese Entwicklung wirft wichtige Fragen auf über den Wert von Sprachenvielfalt in einer globalisierten Welt und die Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, um sie zu schützen.

ERKENNTNISSE AUS DER STUDIE: EINBLICK IN DIE ZUKUNFT DER SPRACHENVIELFALT

Die vorliegende Studie "Global predictors of language endangerment and the future of linguistic diversity" beleuchtet die Herausforderungen, denen viele Sprachen weltweit gegenüberstehen. Die Autoren zeigen auf, dass die Bedrohung der sprachlichen Vielfalt nicht allein durch den Kontakt mit anderen Sprachen bedingt ist. Vielmehr spielen soziale, demografische und politische Faktoren eine entscheidende Rolle. So ist beispielsweise eine höhere Straßendichte mit einem erhöhten Risiko des Sprachsterbens verbunden, da sie die Mobilität der Bevölkerung fördert. Auch ein höherer Durchschnittsabschluss in der Schulbildung geht mit einem größeren Gefährdungsgrad einher, was darauf hindeutet, dass formale Bildung zur Verringerung der sprachlichen Vielfalt beitragen kann. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung der sprachlichen Vielfalt.

DIE DYNAMIK DER MEHRSPRACHIGKEIT – ZWISCHEN VIELFALT UND PRÄFERENZ

Die Vorstellung, dass Kinder, die mit mehreren Sprachen aufwachsen, Schwierigkeiten haben, eine davon richtig zu erlernen, wird von aktuellen Erkenntnissen widerlegt. Tatsächlich können Menschen, die von Geburt an mit mehreren Sprachen konfrontiert sind, mehrere Muttersprachen haben. Die emotionale Bindung zu einer bestimmten Sprache kann jedoch variieren. Während manche Menschen eine klare Präferenz für eine ihrer Muttersprachen haben, können andere eine ausgeglichene Bindung zu mehreren Sprachen empfinden. Diese Vielfalt in der emotionalen Bindung verdeutlicht, dass die Bedeutung einer Muttersprache über rein sprachliche Kompetenzen hinausgeht. Sie prägt unsere Identität und beeinflusst unsere kulturellen Vorlieben und Werte.

PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN – DIE BEDEUTUNG VON DEUTSCH ALS MUTTERSPRACHE

In meinem persönlichen Fall ist Deutsch die Sprache, die meine Gedanken und Gefühle am treffendsten ausdrückt. Obwohl ich in der Schule auch Englisch, Französisch und Latein gelernt habe, ist Deutsch nicht nur meine faktische Muttersprache, sondern auch meine bevorzugte Sprache auf emotionaler Ebene. Diese Präferenz spiegelt die enge Verbindung zwischen Sprache und Identität wider und unterstreicht die Vielschichtigkeit der Muttersprache als Konzept. Sie zeigt, wie Sprache nicht nur ein Werkzeug der Kommunikation ist, sondern auch ein Mittel zur Selbstreflexion und Selbstdefinition.

FAZIT: DIE MUTTERSPRACHE IM WANDEL DER ZEIT

Der Internationale Tag der Muttersprache erinnert uns daran, dass Sprache nicht nur ein Mittel zur Kommunikation ist, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil unserer kulturellen Identität. Die Vielfalt der Sprachen ist ein kostbares Gut, das es zu schützen und zu bewahren gilt. Durch ein tieferes Verständnis für die Dynamik der Mehrsprachigkeit und die Bedeutung von Muttersprache können wir dazu beitragen, die sprachliche Vielfalt in einer globalisierten Welt zu erhalten.

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