VDÜ SCHLÄGT ALARM: KI BEDROHT DEN ÜBERSETZERBERUF – MANIFEST FÜR DIE MENSCHLICHE SPRACHE

28.02.2024 | von Evarella
DER WANDEL IN DER ÜBERSETZER-LANDSCHAFT
Die Welt des Übersetzens steht vor einem Paradigmenwechsel, der durch den unaufhaltsamen Vormarsch der Künstlichen Intelligenz (KI) angetrieben wird. Die traditionelle Vorstellung vom Übersetzen als eine Kunst, die menschliche Kreativität und Sensibilität erfordert, gerät zunehmend in den Hintergrund, während die Automatisierungstechnologien immer mehr Raum einnehmen. In einem offenen Brief, verfasst von branchenbekannten Verbänden wie dem Verband deutschsprachiger Übersetzer/innen literarischer und wissenschaftlicher Werke e. V. (VdÜ), dem Verband der Autorinnen und Autoren der Schweiz (A*dS) und der Interessengemeinschaft von Übersetzerinnen und Übersetzern literarischer und wissenschaftlicher Werke (IGÜ), wird eindringlich vor den drohenden Gefahren für die Zukunft des Übersetzens gewarnt. Doch es geht um mehr als nur um den Verlust eines Berufsfeldes – es geht um den Verlust einer Kulturtechnik, die das Herzstück der literarischen Welt bildet.
HUMAN-ÜBERSETZER GEGEN KI-ÜBERSETZER
Die Forderungen des offenen Briefes sind ein deutlicher Appell an die Verantwortlichen, die menschliche Dimension des Übersetzens zu bewahren. Es wird nicht nur nach mehr Regulierung und Transparenz im Umgang mit KI verlangt, sondern auch nach einem grundsätzlichen Umdenken in der Gesellschaft. Denn wenn wir zulassen, dass die Maschine die Oberhand gewinnt, verlieren wir nicht nur die Vielfalt der Sprache, sondern auch die Vielfalt der menschlichen Erfahrung, die in jedem Text mitschwingt.
SCHUTZ DER KULTURELLEN VIELFALT
Ein zentraler Punkt des Manifests ist der Schutz der kulturellen Vielfalt, der durch die Förderung menschlicher Übersetzerinnen und Übersetzer gewährleistet werden soll. Es geht darum, sicherzustellen, dass die Stimmen und Perspektiven, die in den Texten zum Ausdruck kommen, nicht durch algorithmische Entscheidungen verfälscht oder verwässert werden. Denn jede Übersetzung ist nicht nur ein Akt der Sprachübertragung, sondern auch ein Akt der kulturellen Vermittlung.
EIN APPELL AN DIE LESERSCHAFT
Das Manifest ruft nicht nur die politischen Entscheidungsträger und Verlagsvertreter zur Verantwortung, sondern auch die Leserschaft selbst. Es fordert dazu auf, bewusste Entscheidungen zu treffen und sich für Bücher zu entscheiden, die von menschlichen Übersetzerinnen und Übersetzern geschaffen wurden. Denn letztendlich liegt es in den Händen der Leserinnen und Leser, welche Art von Literatur und Übersetzungen sie unterstützen und damit auch welche Zukunft sie für das Übersetzen und die Literatur gestalten.
EINE NACHHALTIGE ZUKUNFT
Ein wichtiger Aspekt, der im Manifest hervorgehoben wird, ist auch die ökologische Dimension der KI. Oftmals wird die Umweltbilanz von KI-Technologien vernachlässigt, doch gerade in einer Zeit, in der wir vor den Herausforderungen des Klimawandels stehen, ist es unerlässlich, auch diesen Aspekt in die Debatte einzubeziehen. Denn eine nachhaltige Zukunft des Übersetzens erfordert nicht nur den Schutz der menschlichen Sprache, sondern auch den Schutz unserer natürlichen Ressourcen.
SCHLUSSGEDANKEN
Das Manifest für menschliche Sprache ist mehr als nur ein Appell – es ist ein Weckruf für eine Branche, die sich im Umbruch befindet. Es erinnert uns daran, dass die wahre Schönheit und Kraft der Sprache in der menschlichen Hand liegt und dass es an uns allen liegt, diese zu bewahren und zu schützen. Denn am Ende des Tages sind es nicht die Maschinen, sondern die Menschen, die die Geschichten erzählen und die Welt mit ihrer Sprache bereichern.