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Übersetzungsbüro FRONT RUNNER Berlin – Englisch Übersetzer

Militärsprache im Alltag: Wie Kampfbegriffe unseren Sprachgebrauch formen

Militär-Düsenjet
Die Militärsprache hat Einzug in unseren Alltag gehalten, ohne dass wir es merken

06.03.2024 | von Evarella

Entschlüsselung der Militärsprache im Alltag: Die unbemerkten Einflüsse auf unsere Sprache

In der Welt der Sprache gibt es ein faszinierendes Geflecht von Begriffen und Redewendungen, das oft unbeachtet bleibt. Die Militärsprache hat im Laufe der Jahrhunderte nicht nur die Schlachtfelder geprägt, sondern auch unseren Alltag durchdrungen. Deswegen sind viele dieser Ausdrücke so fest in unserem täglichen Sprachgebrauch verankert, dass ihre ursprüngliche Bedeutung oft vergessen wird. Es lohnt es sich daher, die Militärsprache genauer zu betrachten, um ihre Spuren in unserem Alltag zu entdecken.

"Auf dem Schirm haben"

Deutscher Soldat sitzt vor einem Radarschirm
Ein deutscher Soldat sieht etwas auf dem Radarschirm

Die Redewendung "Auf dem Schirm haben" hat ihre Wurzeln in der Luftfahrt, insbesondere im Bereich der Radartechnologie. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Radarsysteme entwickelt, um feindliche Flugzeuge frühzeitig zu erkennen und zu verfolgen. Wenn ein Flugzeug auf dem Radarbildschirm eines Radargeräts erschien, wurde es als "auf dem Schirm haben" bezeichnet. Diese Redewendung wurde später metaphorisch verwendet, um auszudrücken, dass man etwas im Blick hat oder über etwas informiert ist.

"Schwere Geschütze auffahren"

Panzerhaubitze
In der Militärsprache werden "schwere Geschütze aufgefahren", um Angst einzuflößen

Die Redewendung "schwere Geschütze auffahren" stammt ebenfalls aus der Militärsprache und bezieht sich auf die Praxis, im Kriegsfall die stärksten verfügbaren Waffen und Ressourcen einzusetzen, um ein Ziel zu erreichen oder eine Situation zu bewältigen. Die Metapher bezieht sich auf die tatsächlichen schweren Geschütze, die in Kriegen eingesetzt wurden, um Festungen, Städte oder feindliche Truppen zu bombardieren oder zu belagern. Der Ausdruck wurde später metaphorisch verwendet, um anzudeuten, dass jemand oder eine Organisation alle verfügbaren Mittel und Ressourcen mobilisiert, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen oder ein Problem zu lösen.

"Lunte riechen"
Ein Soldat mit einem Gewehr – hier ohne Luntenschloss
In der Militärsprache bedeutet Lunte riechen, eine Gefahr erkennen

Die Redewendung "Lunte riechen" geht auf die Zeit zurück, als Feuerwaffen noch mit brennender Lunte bedient wurden. Die Lunte war ein Docht, der in Schießpulver getaucht und dann angezündet wurde, um die Feuerwaffe abzufeuern. Wenn jemand "Lunte roch", bedeutete das, dass er den Geruch der brennenden Lunte wahrnahm, was darauf hindeutete, dass die Waffe bald abgefeuert werden würde. Diese Redewendung wurde später metaphorisch verwendet, um auszudrücken, dass jemand intuitiv spürt oder ahnt, dass etwas nicht stimmt oder dass Gefahr droht.

"Sich verfranzen"
Ein deutscher Soldat mit Kopfhörern und Landkarte im Cockpit eines Militär-Kampf-Jets
In der Militärsprache bedeutet "sich verfranzen", sich verirren

Die Militärsprache "sich verfranzen" stammt aus dem Bereich der Luftfahrt, genauer gesagt aus der Zeit der Ballonfahrten im 19. Jahrhundert. Ein "Franz" war damals der Beobachter oder Navigator eines Ballons, während der Pilot als "Emil" bezeichnet wurde. Wenn ein Ballon sich unerwartet und unkontrolliert bewegte oder vom geplanten Kurs abwich, wurde dies als "sich verfranzen" bezeichnet. Die Redewendung wurde später metaphorisch verwendet, um auszudrücken, dass sich jemand verirrt hat oder den Weg verloren hat.

"Auf's Korn nehmen"
Ein Soldat in Camouflage und Gewehr
In der Militärsprache bedeutet "auf's Korn nehmen" jemanden genau beobachten

Die Militärsprache hat auch im täglichen Sprachgebrauch ihre Spuren hinterlassen. So stammt die Redewendung " jemanden auf's Korn nehmen" aus dem Bereich der Feuerwaffen, insbesondere aus der Zeit, als Schusswaffen noch mit offenen Visieren ausgestattet waren. Dabei bezieht sich das "Korn" auf die vordere Visiereinrichtung einer Waffe, während die "Kimme" die hintere Visiereinrichtung bezeichnet. Um präzise zu zielen, musste der Schütze das Korn auf das Ziel ausrichten. Wenn das Korn und die Kimme in einer Linie waren, war das Ziel im Visier und der Schuss wurde abgegeben. Diese Redewendung wurde metaphorisch verwendet, um auszudrücken, dass jemand im Fokus der Aufmerksamkeit steht und sorgfältig überprüft oder kritisch betrachtet wird.

"08/15"
Maschinengewehr
In der Militärsprache bedeutet 08/15 langweilig und gewöhnlich zu sein

Die Redewendung "08/15" geht auf das Maschinengewehr "MG 08/15" zurück, das im Ersten Weltkrieg von der deutschen Armee verwendet wurde. Das "08/15" war eine Weiterentwicklung des älteren "MG 08" und wurde 1915 eingeführt. Die Zahlenkombination "08/15" wurde in der deutschen Militärsprache verwendet, um auf die Standardisierung und weit verbreitete Verwendung dieses Maschinengewehrs hinzuweisen. Nach dem Krieg wurde die Redewendung "08/15" im deutschen Sprachgebrauch allgemein verwendet, um etwas Gewöhnliches, Standardisiertes oder Durchschnittliches zu beschreiben.

"Kraftprotz"
Muskelbepackter Soldat mit blauem T-Shirt
Der Begriff "Kraftprotz" kommt tatsächlich aus der Militärsprache – wer hätte das gedacht?

Das Wort "Kraftprotz" hat seine Ursprünge in der Militärsprache, insbesondere in der Artillerie. Früher wurden schwere Geschütze und ihre Munition manuell bewegt und geladen, was eine erhebliche körperliche Anstrengung erforderte. Artilleristen, die über außergewöhnliche körperliche Kraft verfügten und in der Lage waren, diese Aufgaben erfolgreich zu bewältigen, wurden als "Kraftprotze" bezeichnet. Die Bezeichnung wurde später auch auf andere Personen übertragen, die durch ihre physische Stärke beeindruckten, unabhängig von ihrer Tätigkeit oder Branche.

"Die Reißleine ziehen"
Ein Soldat mit Brille in den Wolken, der die Reißleine seines Fallschirms gezogen hat
"Die Reißleine ziehen" bedetuet in der Militärsprache rechtzeitig aufzuhören.

Die Redewendung "die Reißleine ziehen" hat ihre Ursprünge im Bereich der Luftfahrt, insbesondere im Zusammenhang mit dem Fallschirmspringen. In den Anfängen des Fallschirmspringens wurde der Fallschirm nicht automatisch geöffnet, sondern der Springer musste die Reißleine ziehen, um den Fallschirm zu aktivieren und sicher zu landen. Diese Handlung war entscheidend, um sich vor einem tödlichen Sturz zu schützen. Die Redewendung wurde später metaphorisch verwendet, um auszudrücken, dass jemand eine Entscheidung trifft, um eine gefährliche oder problematische Situation zu beenden oder zu vermeiden.

Die militärische Sprache ist tief in unserem Alltag verwurzelt. Von den Schlachtfeldern der Vergangenheit bis zur modernen Luftfahrt – die Begriffe und Redewendungen des Militärs haben ihren Platz in unserer Sprache gefunden und geben uns Einblicke in die Geschichte und Technologie des Krieges.

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