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Übersetzungsbüro FRONT RUNNER Berlin – Englisch Übersetzer

SHANGHAI-HUA – EIN CHINESISCHER DIALEKT AM RANDE DES VERSCHWINDENS

Zwei chinesische Frauen und ein chinesische Mann unterhalten sich in Shanghai

23.02.2024 | von Evarella

In den belebten Straßen von Shanghai verblasst ein Stück kultureller Identität: der Shanghai-Dialekt, auch bekannt als Shanghai Hua. Zhang Chunling, eine engagierte Bewahrerin dieses Erbes, sieht mit Bedauern, wie die jüngere Generation zunehmend den Dialekt ihrer Vorfahren vergisst. Ihr Herz blutet angesichts dieser schleichenden kulturellen Erosion. Doch anstatt dem Verlust tatenlos zuzusehen, hat sie mit ihrem Mann ein Tonstudio mit integrierter Sprachschule gegründet. Hier bemühen sie sich, die reichen Nuancen des Shanghai-Dialekts zu bewahren und weiterzugeben.

Der Shanghai-Dialekt ist mehr als nur eine Sprache. Er ist ein Schlüssel zum kulturellen Erbe dieser pulsierenden Metropole, ein Fenster in die Vergangenheit und ein Ausdruck der einzigartigen Identität ihrer Bewohner. Die Sprache reflektiert die Geschichte und Entwicklung Shanghais, von den traditionellen Handelswegen bis hin zu den modernen Wolkenkratzern.

Doch trotz seiner Bedeutung verliert der Shanghai-Dialekt langsam an Relevanz. In den Schulen ist Hochchinesisch die vorherrschende Sprache, und die jungen Schüler haben nur begrenzte Möglichkeiten, den Dialekt zu erlernen. Die Medienlandschaft ist ebenfalls von Hochchinesisch (Mandarin) dominiert, was dazu führt, dass der Shanghai-Dialekt immer seltener im öffentlichen Raum zu hören ist. Ohne aktive Maßnahmen zur Förderung und Bewahrung des Dialekts droht er in der Stille der Geschichte zu verschwinden.

DIE DOMINANZ DES HOCHCHINESISCHEN MANDARIN – EINE POLITIK DER EINHEITLICHKEIT

In einem Land, das von kultureller Vielfalt geprägt ist, drängt eine politische Agenda zur sprachlichen Einheitlichkeit. Die Kommunistische Partei Chinas propagiert die Verwendung des Mandarin als universelle Sprache. Dieser Vorstoß zur Standardisierung, während er vielleicht auf eine verbesserte Kommunikation abzielt, bedroht jedoch die sprachliche Diversität des Landes.

Die Politik der Einheitlichkeit ist besonders stark in den Schulen zu spüren, wo Mandarin als primäre Unterrichtssprache verwendet wird. Die Kinder werden frühzeitig darauf trainiert, ausschließlich Hochchinesisch zu sprechen und andere Dialekte oder Sprachen als informell oder unprofessionell zu betrachten. Diese Sprachpolitik trägt zur Marginalisierung von Dialekten wie dem Shanghai-Dialekt bei und verstärkt den Druck auf diejenigen, die sich für ihre Bewahrung einsetzen.

WIDERSTAND UND ZWANGSASSIMLIERUNG: EINE KEHRSEITE DER EINHEITLICHKEIT

Nicht alle in China gesprochenen Sprachen und Dialekte sind dem Chinesischen verwandt. In Regionen wie Xinjiang und der Inneren Mongolei werden Sprachen wie Uigurisch und Mongolisch gesprochen, die tiefe kulturelle Wurzeln haben. Doch diese Minderheitensprachen geraten zunehmend unter Druck. Die repressive Bildungspolitik zwingt Kinder dazu, frühzeitig Mandarin zu lernen, was als Versuch der Zwangsassimilierung interpretiert wird.

Die Unterdrückung der Minderheitensprachen geht oft Hand in Hand mit anderen Formen der Diskriminierung und Unterdrückung. In Xinjiang beispielsweise werden Uiguren systematisch ihrer kulturellen und religiösen Identität beraubt, während gleichzeitig ihre Sprache unterdrückt wird. Diese Zwangsassimilierungspolitik hat zu internationaler Kritik geführt, da sie grundlegende Menschenrechte verletzt und die kulturelle Vielfalt Chinas bedroht.

UNTERDRÜCKUNG UND WIDERSTAND IN DEN MINDERHEITENREGIONEN

In Tibet und Xinjiang erreicht die Unterdrückung der kulturellen Identität der Minderheiten neue Höhen. Umerziehungslager und staatlich verordnete Bildung zielen darauf ab, die traditionellen Bräuche und Sprachen dieser Gemeinschaften zu untergraben. Die Menschenrechtsverletzungen in diesen Regionen werfen ein düsteres Licht auf die Bemühungen der Regierung, eine homogene nationale Identität zu schaffen.

Die Unterdrückung der Minderheiten in Tibet und Xinjiang ist ein trauriges Beispiel für die Missachtung grundlegender Menschenrechte und den Missbrauch staatlicher Macht. Die Regierung setzt alle Mittel ein, um den Widerstand der Minderheiten zu brechen und ihre kulturelle Identität zu zerstören. Doch trotz der Unterdrückung gibt es immer noch mutige Menschen, die sich für ihre Rechte und ihre Sprache einsetzen und sich gegen die Zwangsassimilierungspolitik zur Wehr setzen.

DER SHANGHAI-KONTRAST – EINE STÄDTISCHE PERSPEKTIVE

Während in entlegenen Regionen kulturelle Identitäten bedroht sind, sieht das Bild in städtischen Zentren wie Shanghai anders aus. Hier steht der Verlust des Shanghai-Dialekts weniger im Zusammenhang mit staatlicher Unterdrückung, sondern vielmehr mit gesellschaftlichen Veränderungen. Die jüngere Generation hat begrenzte Möglichkeiten, den Dialekt zu erlernen, da er im Bildungssystem kaum präsent ist.

Die Urbanisierung und Modernisierung Shanghais haben zu einem Wandel in der Sprachlandschaft geführt. Der Shanghai-Dialekt wird zunehmend als altmodisch oder unpraktisch angesehen, während Hochchinesisch als Schlüssel zur beruflichen und gesellschaftlichen Integration betrachtet wird. Dieser kulturelle Wandel stellt die Bewahrer des Shanghai-Dialekts vor eine enorme Herausforderung, da sie versuchen, die jüngere Generation für ihr kulturelles Erbe zu begeistern.

DER KULTURELLE REICHTUM CHINAS – EINE QUELLE DER STÄRKE

Die Vielfalt der chinesischen Sprachen und Dialekte ist ein kostbares Erbe, das es zu schützen und zu bewahren gilt. Sie bereichert nicht nur die kulturelle Landschaft Chinas, sondern trägt auch zur kulturellen Vielfalt der Welt bei. Der Erhalt dieser Sprachen und Dialekte erfordert eine koordinierte Anstrengung auf verschiedenen Ebenen, von staatlichen Maßnahmen zur Förderung von Minderheitensprachen bis hin zu lokalen Initiativen zur Bewahrung regionaler Dialekte.

Es ist entscheidend, dass die Regierung Chinas ihre Sprachpolitik überdenkt und einen ausgewogeneren Ansatz verfolgt, der die sprachliche Vielfalt des Landes respektiert und fördert. Darüber hinaus sollten die Bemühungen von Einzelpersonen und Gemeinschaften, die sich für den Erhalt ihrer Sprachen und Dialekte einsetzen, unterstützt und gefördert werden.

Letztendlich liegt es an allen Beteiligten - von Regierungen über Bildungseinrichtungen bis hin zur Zivilgesellschaft -, sich gemeinsam für den Schutz und die Bewahrung der sprachlichen Vielfalt Chinas einzusetzen. Denn nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir sicherstellen, dass die reichen Traditionen und kulturellen Schätze dieses faszinierenden Landes auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben.

Quelle: Tagesschau

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