SPRACHBARRIERE IM SCHWEIZER GESUNDHEITSWESEN: WER ZAHLT DEN DOLMETSCHER?
01.03.2024 | von Evarella
EIN TRAGISCHES SCHICKSAL ENTHÜLLT DIE MÄNGEL IM SYSTEM
Die Schweizer Journalistin Lea Hartmann beschreibt eine Geschichte, die zutiefst erschüttert: Franziska Neziri, eine erfahrene Dolmetscherin, musste die schreckliche Nachricht überbringen, dass ein fünfjähriges Mädchen die Nacht nicht überleben würde. Die Eltern, die kaum Deutsch sprachen, konnten ihre Sorgen und Symptome nicht klar genug mitteilen. Erst beim dritten Besuch im Notfall wurde die schwerwiegende Tuberkulose-Diagnose gestellt. Dieses tragische Ereignis verdeutlicht die dringende Notwendigkeit, das Problem der Sprachbarriere im Gesundheitswesen anzugehen.
EIN UNDURCHSICHTIGES FINANIERUNGSSYSTEM
Die Frage der Finanzierung von Dolmetschern im Gesundheitswesen bleibt bisher unbeantwortet. Die Kosten können nicht über die Krankenkassen abgerechnet werden, was dazu führt, dass viele Krankenhäuser auf den Ausgaben sitzen bleiben. Diese Unsicherheit könnte jedoch bald ein Ende haben.
EIN SCHRITT IN DIE RICHTIGE RICHTUNG?
Der Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller hat einen Vorstoß gemacht, der eine schweizweit einheitliche Regelung für Dolmetscherdienste im Gesundheitswesen fordert. Dies würde nicht nur fremdsprachige, sondern auch gehörlose Patienten betreffen. Die Hoffnung ist, dass der Nationalrat diesem Vorstoß zustimmt und der Bundesrat dann gemeinsam mit den Spitälern und Krankenkassen eine tragfähige Lösung ausarbeitet.
DIE NOTWENDIGKEIT EINER KLAREN FÜHRUNG
Lena Emch-Fassnacht, Geschäftsleiterin der Interessengemeinschaft Interpret, betont die Dringlichkeit einer klaren Führung in diesem Bereich. Mehr als die Hälfte des Gesundheitspersonals steht regelmäßig vor sprachlichen Barrieren. Die Verantwortung wurde in der Vergangenheit zwischen den Tarifpartnern und dem Bund hin- und hergeschoben. Es ist nun an der Zeit, dass der Bundesrat das Ruder übernimmt.
GESUNDHEITSKOSTEN VS. PATIENTENSICHERHEIT
Die Ablehnung der Forderung durch die Gesundheitskommission des Nationalrats basiert auf der Befürchtung, dass eine nationale Regelung zu höheren Gesundheitskosten und damit zu höheren Prämien führen könnte. Doch Psychiater Matthis Schick argumentiert vehement dagegen. Fehlverständnisse und Fehlbehandlungen aufgrund von Sprachbarrieren können langfristig zu höheren Kosten führen, insbesondere im Bereich der psychischen Gesundheit.
RECHTSSICHERHEIT FÜR ÄRZTE UND PATIENTEN
Dolmetscher bieten nicht nur den Patienten eine Verständnisgrundlage, sondern geben auch den Ärzten eine gewisse Rechtssicherheit. Derzeit ist diese Sicherheit bedroht, was dazu führt, dass Ärzte möglicherweise zögerlich sind, komplexe Fälle anzunehmen. Dies kann schwerwiegende Folgen für die Patienten haben.
SCHLUSSFOLGERUNG: EINE DRINGENDE ANGELEGENHEIT
Die Sprachbarriere im Gesundheitswesen ist kein neues Problem, aber es ist ein dringendes, das angegangen werden muss. Eine klare, einheitliche Regelung zur Finanzierung von Dolmetschern ist unerlässlich, um die Sicherheit und Qualität der Gesundheitsversorgung für alle zu gewährleisten.
Quelle: Blick.ch