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7 EXISTENZIELLE BEDROHUNGEN FÜR DAS LEBEN ALS ÜBERSETZER
Seien wir ehrlich: Da unsere berufliche Existenz heutzutage von so vielen Seiten bedroht wird, glaubt die Mehrheit derjenigen, die nicht als Übersetzer tätig sind, dass wir Übersetzer infolge der maschinellen Übersetzung jederzeit vom Markt verdrängt werden können. Ihrer Meinung nach ist die sogenannte „menschliche Intelligenz“, die wir unseren Kunden verkaufen, der viel schnelleren, zuverlässigeren und praktisch kostenfreien künstlichen Intelligenz in keiner Hinsicht gewachsen.
Folgende Bedenken haben Übersetzer hinsichtlich ihrer beruflichen Existenz:
1. ÜBERSETZUNG MIT KÜNSTLICHER INTELLIGENZ
2. KONKURRENZ IN BILLIGLOHNLÄNDERN
Wenn so viele Menschen glauben, dass unsere Tage gezählt sind, dann muss diese allgemein bekannte Tatsache wohl der Wahrheit entsprechen. Wir Übersetzer leben im Zwielicht der Human-Übersetzung und es gibt nichts, was wir dagegen tun können, außer vielleicht unsere Dienste zu einem Spottpreis anzubieten.
Übersetzer in Billiglohnländern können von einem Gehalt leben, das dem eines Schneiders in Bangladesh gleichkommt. Wie sollen Übersetzer aus westlichen Ländern damit Schritt halten können? Es gibt offensichtlich nichts, was wir dagegen tun können, außer zu Dumpingpreisen anzubieten.
3. BILLIG-ÜBERSETZUNGS-AGENTUREN
4. TRANSLATION MEMORY SYSTEME WIE TRADOS
Dies werden wir vielleicht sogar hautnah miterleben. Wir erhalten täglich E-Mails von Übersetzungsagenturen aus Ländern wie China, Indien und Ägypten, bei denen es sich häufig um Subunternehmen größerer oder kleinerer Übersetzungsagenturen in Europa oder den USA handelt, in denen uns angeboten wird, für einen Stundenlohn von 12-15 Euro mit einem Zuschlag für jede angebrochene Viertelstunde Übersetzungen Korrektur zu lesen, die von Übersetzern in Drittweltländern zu einem Dumping-Preisen angefertigt werden. Nur zum Vergleich: Die Patentanwälte, für die wir arbeiten, berechnen ebenfalls einen Zuschlag für jede angebrochene Viertelstunde, außer dass deren Honorar in der Regel 350 Euro die Stunde beträgt.
Dies könnte sich bereits ereignet haben. Vor ca. 10 Jahren verkauften autorisierte Händler und Übersetzungsagenturen das Konzept der neuen, grandiosen, produktivitätssteigernden Translation Memory Tools mit dem Versprechen, dass es mit der Nutzung dieser Tools möglich sei, 10 000 Wörter täglich zu übersetzen. Sie vergaßen jedoch zu erwähnen, dass es aufgrund der computerisierten Treffer von „wiederverwendeten“ Wörtern, die von diesen grandiosen, produktivitätssteigernden Tools erfasst werden, zu einer Kürzung unserer Vergütung um 90 % kommen könnte.
5. GROßE ÜBERSETZUNGSAGENTUREN VERLANGEN IMMER NIEDRIGERE PREISE
Der Leiter eines solchen Übersetzungs-Unternehmens schickte an alle für ihn tätigen Übersetzer eine kurze, aufrichtig formulierte Nachricht, in der er sie dazu aufforderte, die Preise für ihre Dienste zu senken. In der Nachricht hieß es, dass „die Gehälter, die wir Ihnen gegenwärtig zahlen, auf diesem sehr wettbewerbsfähigen Markt wirtschaftlich nicht vertretbar sind“. Die Übersetzer, die folgsam die Preise für ihre Dienste senkten, um ihrem Übersetzungs-Unternehmen ein „realistischeres“ Honorar zu berechnen, dürften höchst erfreut gewesen sein, als sie aus der Zeitung erfuhren, dass der Unternehmensleiter einen Bonus in Höhe von 1,68 Millionen Pfund erhalten hatte. Immerhin ist es ihrem Opfer zu verdanken, dass das Übersetzungsunternehmen auch weiterhin „auf diesem sehr wettbewerbsfähigen Markt wirtschaftlich vertretbar“ ist.
6. BLIND-AUKTIONEN AUF ÜBERSETZER-PORTALEN WIE TRANSLATORSCAFE ODER PROZ.COM
Dies geschieht gerade jetzt, während wir unsere inspirierenden Posts in diesen Blog schreiben. Wenn Übersetzer, die nicht zugegen und somit nicht zu sehen sind, dazu aufgefordert werden, anonym auf ein Jobangebot zu bieten, kann dies nur eine logische Folge nach sich ziehen: Übersetzern, die der Teilnahme an solchen Blind-Auktionen zustimmen, wird das aller niedrigste Honorar gezahlt.
7. SCHLECHTE ZAHLUNGSMORGEN, NICHT-ZAHLER, BETRÜGER SIND IN DER ÜBERSETZERBRANCHE WIE PILZE IM BÖHMERWALD NACH EINEM REGENSCHAUER IM SEPTEMBER
Nur weil ein Übersetzer fristgerecht eine perfekt formulierte und formatierte Übersetzung abliefert, heißt das noch lange nicht, dass auch die Zahlung des Honorars pünktlich erfolgt.
Oft müssen Übersetzer mindestens einen Monat auf den Zahlungseingang warten, manchmal sogar zwei bis drei Monate. Und wenn sie nicht vorsichtig sind, werden sie vielleicht überhaupt nicht für ihre Arbeit bezahlt, denn in der sogenannten Übersetzer-Branche wimmelt es nur so von Betrügern.
Diese 7 existenziellen Bedrohungen, die uns wie die sieben Todsünden oder die sieben Plagen aus der Bibel das Leben schwer machen, haben eine neue Krankheit hervorgerufen, die „Übersetzer-Demenz“, unter der viele Übersetzer leiden.
Und dennoch gibt es Übersetzer, die gerne ihrer kreativen Beschäftigung nachgehen, ein sehr gutes Einkommen haben und sich nicht um die oben genannten sieben Plagen sorgen. Sie werden sich vielleicht fragen wie das möglich ist?
Anstatt den oben genannten Marktregeln zu folgen, lehnen einige Übersetzer die alptraumhafte Version des Marktes, die ihnen von Menschen aufgezwungen wird, die sich an ihrer Arbeit bereichern, ab und schaffen ihren eigenen Markt nach ihren eigenen Regeln. Dies ist natürlich nur dann möglich, wenn sie stets nach neuen Kunden Ausschau halten, die ihre Arbeit zu schätzen wissen und faire Preise zahlen – und das fristgerecht – und diejenigen ignorieren, die glauben, dass wir nach ihren Regeln zu spielen haben. Diese Regeln sind dazu bestimmt, die Übersetzer so klein wie möglich zu halten.
Es ist nicht einfach, ein eigenes Geschäftsmodell zu kultivieren, das ganz anders ist und in keiner Relation zu dem steht, was Übersetzer bereitwillig zu akzeptieren scheinen. Wenn man jedoch bedenkt, dass die Alternative darin besteht, sich auf ewig unter Wert zu verkaufen, ist die Kultivierung eines eigenen Geschäftsmodells wohl doch lohnenswert.