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Übersetzungsbüro FRONT RUNNER Berlin – Englisch Übersetzer

INTERVIEW MIT JULIA – EINER ENGLISCH-DEUTSCH ÜBERSETZERIN AUS DER NÄHE VON WÜRZBURG

Julia ist eine am Landgericht vereidigte Englisch-Deutsch Übersetzerin. Sie lebt mit Ihrem Mann und ihren zwei Kindern in der Nähe von Würzburg und arbeitet seit 2015 für Front Runner.

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INTERVIEW MIT JULIA – EINER ENGLISCH-DEUTSCH ÜBERSETZERIN AUS DER NÄHE VON WÜRZBURG

Julia ist eine am Landgericht vereidigte Englisch-Deutsch Übersetzerin. Sie lebt mit Ihrem Mann und ihren zwei Kindern in der Nähe von Würzburg und arbeitet seit 2015 für Front Runner.

16.02.2024 | von Evarella

Julia, ich habe in deinem Lebenslauf gelesen, dass du in Aston studiert hast. Wie ist es dazu gekommen?

Ich habe nach meinem Abitur eine dreijährige Ausbildung zur Übersetzerin und Dolmetscherin an der Würzburger Dolmetscherschule gemacht. Ich wusste schon bevor ich mich dort angemeldet habe, dass man diesen Abschluss als Bachelor anerkennen lassen und dann anschließend einen Masterstudiengang in England absolvieren kann. Und das fand ich ziemlich vielversprechend. Es gibt nämlich eine Kooperation zwischen der Würzburger Dolmetscherschule und der Aston University. Und im letzten Studienjahr von diesen drei Jahren in Würzburg ist mir der Gedanke gekommen, dass es für meinen Lebenslauf, aber vor allem für meine Fähigkeiten als Übersetzerin und Dolmetscherin gut wäre, noch ein Jahr in England dranzuhängen, um dann am Ende den Master zu haben. Und so habe ich ein interessantes und sehr bereicherndes Jahr in Aston (Birmingham) verbracht.

Gab es etwas, was du damals an den Briten oder deinen Kommilitonen komisch oder interessant fandest?

Ich fand vor allem, dass die Leute dort deutlich offener waren als die Leute in meinem heimatlichen Umfeld. Sie waren wesentlich freundlicher und aufgeschlossener, auch uns Ausländern gegenüber. Ich war auf dem Uni-Campus in einer Art Blase, in der alle möglichen Leute zusammen gewürfelt waren. Dort habe ich mit Indern zusammengewohnt, mit Chinesen und einer Nigerianerin. Das war irgendwie spannend, denn jeder hat seine eigenen Einflüsse mitgebracht. Manches war für mich am Anfang aber auch befremdlich, z.B. wenn unsere indischen Mitbewohner gekocht haben, war das am Anfang schon etwas schwierig für mich, einfach weil es ich nicht kannte. Mir erscheinen sie wahnsinnig laut. Das ist dort aber anscheinend normal und nach dem Kochen hat die gesamte Wohnung intensiv nach den starken Gewürzen gerochen. Das war am Anfang komisch für mich, denn das war ich aus meiner Umgebung nicht gewohnt und ich war damals gerade mal 20. Aber in Nachhinein war es schon interessant, zu sehen, wie unterschiedlich andere Kulturen sind und das auch ganz direkt und live mitzuerleben. Ansonsten wurde man dort an der Uni so angenommen, wie man ist, niemand wurde misstrauisch beäugt oder schief angeschaut, wie das hierzulande manchmal das Fall ist. Der Zusammenhalt unter den Studenten war super. Außer von meiner Uni-Blase habe ich aber ehrlich gesagt nicht allzu viel mitbekommen (lacht).

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Was machst du lieber? Schriftlich übersetzen oder unter Menschen sein und dolmetschen?

Die Ausbildung an der Dolmetscherschule umfasste sowohl das Übersetzen als auch das Dolmetschen. Ich habe mich nach dem Master aber aufs Übersetzen konzentriert, weil ich das Gefühl hatte, dass ich mit dem Übersetzen besser zurechtkomme. Ich kann da alles in Ruhe durchdenken und muss nicht ad hoc irgendwas abrufen. Sicherlich ist das auch Übungssache, aber das Übersetzen liegt mir irgendwie mehr. Dolmetschen ist einfach wahnsinnig anstrengend. Wir haben damals gelernt, dass man das ungefähr eine halbe Stunde machen kann und dann erstmal eine Pause braucht, weil das Gehirn das gar nicht alles verarbeiten kann. Dolmetschen ist schon eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit. Das Schöne am Übersetzen ist für mich, dass ich mir alles gut überlegen kann und so die Möglichkeit habe, die sprachlich beste Formulierung zu finden. Dafür braucht es immer ein bisschen Zeit, man kann das nicht so übers Knie brechen. Ein Text kann auch ruhig mal ein bisschen liegen bleiben und reifen, zumindest solange die Deadline es erlaubt. Generell finde ich diese Arbeit auch schön, weil man immer andere Texte und Fachgebiete bekommt und das macht es für mich spannend und lebendig. Ich mag es, mich immer wieder neu in etwas einarbeiten zu müssen. Und dann ist es auch so, dass ich mittlerweile stolze Mama von zwei Kindern bin. Da ist es für mich natürlich ein großes Geschenk, von zuhause arbeiten zu können und nicht zur Arbeit fahren, um dann am Abend auch noch den Haushalt machen zu müssen. Oder auch arbeiten zu können, wenn die Kinder in Bett sind... diese Flexibilität ist für mich als Mutter ein enormer Vorteil.

Du bist Mitglied im BDÜ? Wieso hast du dich dafür entschieden?

Ich bin im BDÜ seit ca. 2011, also schon recht lang, weil ich mich dort sofort nach dem Studium angemeldet habe. Direkt danach habe ich zunächst als Projektmanagerin in einer Übersetzungsagentur in Würzburg anfangen und habe den BDÜ über diese Arbeit kennengelernt. Ich wusste aber schon nach meinem Studium, dass ich als freiberufliche Übersetzerin arbeiten werde, auch wenn ich parallel den Projekt-Management-Job hatte. Erhofft hatte ich mir von der Mitgliedschaft im BDÜ damals tatsächlich, an Aufträge zu kommen, auf mich aufmerksam machen zu können und im Beruf Fuß zu fassen. Das hat tatsächlich nicht so funktioniert (lacht). Ich hatte mal einen Auftrag, aber nur etwas ganz Kleines und das war's dann auch schon. Ansonsten kam in puncto Aufträge nichts Großartiges rüber.

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Rentiert sich die Mitgliedschaft im BDÜ für dich?

Rein wirtschaftlich rentiert es sich wie gesagt nicht, aber für die Weiterbildung und die Informationsbeschaffung auf jeden Fall. Ich habe vor circa fünf oder sechs Jahren an einer Fortbildung teilgenommen. Die ging über zehn Wochen für jeweils zwei Stunden. Der Kurs hieß Fortbildung Rechtssprache und fand online statt. Das war echt klasse, denn da habe ich wirklich etwas Wertvolles gelernt. Und das ist eben auch das Gute am BDÜ: man kann sich im Übersetzungsbereich deutlich weiterbilden und kommt schnell an viele Informationen, wie z.B. aktuell das neue Gerichtsdolmetschergesetz. Von daher ist der BDÜ eine richtig gute Sache und damit rentiert sich die Mitgliedschaft im BDÜ am Ende doch.

Was hältst du von Post-Editing?

Ich arbeite in diesem Gebiet seit ca. einem halben Jahr und glaube mittlerweile, dass Post-Editing die Zukunft ist. Es wird mit der Zeit immer mehr werden und ich muss sagen, dass die Übersetzungen mit der Zeit auch immer besser werden. Allerdings denke ich nicht, dass die Maschine uns Übersetzer über kurz oder lang ersetzen kann. Die menschliche Komponente braucht es meines Erachtens immer. Gerade wenn es um Marketing- oder konkret um Werbetexte geht, bei denen ein Gefühl vermittelt werden soll... das sind Sachen, die eine Maschine nicht kann. Sie kann Gefühle weder erkennen, noch kann sie diese in der Zielsprache vermitteln. Wenn es rein um irgendwelche Listen oder technische Texte geht, ist Maschinenübersetzung ok, aber sobald es darum geht, Gefühle, Atmosphäre und Stimmungen zu vermitteln, wird das niemals ohne menschliche Beteilung funktionieren.

Hast du Angst, dass DeepL bzw. KI generell dir irgendwann den Job wegnimmt?

Nein, absolut nicht – ich denke, es wird nur anders werden. Wir werden andere Übersetzungsaufträge bekommen, es wird sich früher oder später zum Post-Editing hin entwickeln, aber komplett wegnehmen... das glaube ich nicht. Zumindest nicht, solange ich berufstätig bin. Wenn es aber doch so wäre, dann könnte ich wie früher wieder im Bereich Projektmanagement in einer Übersetzungsagentur arbeiten.

Woher kommen deine Kunden?

Tatsächlich kommen meine Kunden hauptsächlich von den Agenturen und den Ämtern. Ich habe noch nicht mal eine eigene Website. Da bin ich tatsächlich in einer sehr komfortablen Situation. Bei mir ging es direkt nach dem Studium so rasant los, dass ich gar nicht die mal Chance hatte, mir eine eigene Website zu erarbeiten. Das war wirklich Wahnsinn. Ich arbeite viel für Agenturen und habe vier, fünf Stammagenturen und dann arbeite ich für Privatkunden, die von Ämtern und Behörden hier in der Gegend kommen, z.B. wenn es um Familiennachzug und beglaubigte Dokumente geht. Da gibt es bei mir im Ort tatsächlich recht wenige Übersetzer, die das machen und auch vereidigt sind, entsprechend viel habe ich zu tun. Die Ämter haben eine Liste von den Übersetzern, die hier im Umkreis tätig sind und schicken die Leute direkt zu mir. Alle Übersetzer die in Deutschland an einem Landgericht vereidigt sind, sind in einer Übersetzerdatenbank gelistet und da kann man dann filtern nach Sprache oder Wort usw. Und so habe ich alle Hände voll zu tun.

Stehst du noch hinter deiner Entscheidung, Übersetzer zu werden?

Ja, auf jeden Fall. Ich glaube in keinem Beruf hätte ich die gleiche Flexibilität und Abwechslung. Ich glaube, ich würde das beim nächsten Mal wieder genauso machen. Und selbst wenn es mir irgendwann keinen Spaß mehr machen sollte, macht das nichts, denn es ist ja nichts in Stein gemeißelt. Dann orientiere ich mich einfach wieder um. Aber ich glaube nicht, dass es sich ändern wird und von daher würde ich es auf jeden Fall wieder so machen.

Welche CAT-Tools nutzt du und warum hast du dich dafür entschieden?
Ich benutze SDL Trados Studio tatsächlich schon seit der Ausbildung in Würzburg, weil wir das dort verwendet haben und das war für mich eines der bedienerfreundlichsten Tools. Ich habe zwischendurch auch mit Across und MemoQ gearbeitet. Das ist ja alles irgendwie ähnlich aufgebaut, aber ich bin bei Trados hängengeblieben, weil es für mich am intuitivsten ist. Und die Agenturen, mit denen ich arbeite, arbeiten auch alle mit Trados, das passt dann gut zusammen. Entweder bekomme ich die Dateien im Word-Format geschickt und schicke diese dann wieder zurück oder ich bekomme von den Agenturen direkt einen Link zu deren Cloud Translations System zugeschickt und arbeite direkt da hinein.
Was würdest du Leuten empfehlen, die sich für's Übersetzen interessieren?

Ich empfehle auf jeden Fall einen längeren Aufenthalt im Ausland, das ist für die sprachliche Entwicklung wahnsinnig wichtig. Die Sprache lernt man immer am besten im Ausland. Und natürlich muss man auch in dem Land leben, um die Kultur und das Wesen der Menschen richtig kennenzulernen, denn das braucht man schließlich für einen gute Übersetzung. Nur die Wörter und die Grammatik zu kennen, reicht bei Weitem nicht.

Und dann ist es wichtig, sich in irgendeiner Form zu spezialisieren, denn niemand kann alles und wenn man zu viel Gebiete als Fachgebiete hat, macht man meistens nichts wirklich gut. Ich sehe das leider oft, dass Übersetzer angeben alles zu machen, aber das ist einfach nicht sehr seriös. Beim BDÜ kann auch jeder reinschreiben, was er will, das wird nicht kontrolliert. Ich finde, damit tut man sich selbst keinen Gefallen.

Sicherlich ist der Übersetzerberuf nicht für jeden das Richtige, denn nicht jeder möchte den ganzen Tag alleine in seinem kleinen Büro sitzen. Menschen, die es brauchen, den ganzen Tag andere Leute um sich zu haben, sollten sich dann auf jeden Fall einen Platz in einem Gemeinschaftsbüro suchen. Ob sie sich dann so gut konzentrieren können, bezweifle ich allerdings. Den Austausch, den manche Menschen brauchen, hat man im einem Home-Office einfach nicht. Wer das unbedingt braucht, sollte das zumindest in der Freizeit mit dem Freundeskreis ausgleichen, ansonsten wird man verrückt und dann ist das Übersetzen der falsche Job. Für Leute, denen akribisches Arbeiten nicht liegt oder die sich generell nicht so gut auf eine Sache konzentrieren können, ist es auch nicht das Richtige.

Würzburger Dolmetscherschule
Paradeplatz 4
97070 Würzburg
Fon: +49 (0) 931 - 5 21 43
Fax: +49 (0) 931 - 5 56 94
www.dolmetscher-schule.de
info@dolmetscher-schule.de

Aston University
Aston Sts, Birmingham B4 7ET
United Kingdom
+44 (0)121 204 3000
https://www.aston.ac.uk

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